Block von ['solid] Dortmund, Bochum, Hamburg-Altona, Hamburg-Barmbek und weiteren auf der LLL-Demo 2018 (zum Vergrößern klicken) |
Am zweiten Januarwochenende jeden Jahres findet in Berlin die traditionelle Luxemburg-Liebknecht-Lenin-Demonstration vom Frankfurter Tor zum Friedhof der Sozialisten statt, um der Ermordung der beiden RevolutionärInnen Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht durch rechtsradikale und von der SPD-Führung beauftragte Freikorps im Januar 1919 zu gedenken. In diesem Jahr war Linksjugend ['solid] Dortmund mit fast einem dutzend GenossInnen in Berlin. Nachfolgend ein kleiner Bericht vom Wochenende:
LLL-Wochenende 2018: ['solid] Dortmund in Berlin
Die traditionelle Gedenkdemonstration für Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und die vielen weiteren Gefallenen der Arbeiterbewegung über die Frankfurter Allee hin zum Sozialistenfriedhof in Berlin-Friedrichsfelde hat eine lange Tradition: Schon in den ersten Jahren nach der Ermordung von Luxemburg und Liebknecht im Januar 1919 fanden regelmäßige Trauerzüge und Demonstrationen statt. Mit der Einbeziehung des ebenfalls im Januar verstorbenen russischen Revolutionärs Lenin in das Gedenken durch die KPD ab 1925 war schließlich das berühmte Kürzel "LLL" geboren. Bis 1933 zogen jährlich tausende Kommunistinnen und Kommunisten im Januar nach Friedrichsfelde, um gegen Reaktion, Krieg und Mord an den ArbeiterführerInnen zu protestieren. Auch nach dem Ende der staatlichen Kundgebungen zu DDR-Zeiten blieb die LLL-Demo ein Anziehungspunkt für zehntausende Menschen. Hier kommen jährlich revolutionäre SozialistInnen aus ganz Deutschland zusammen, um zu gedenken und zu demonstrieren. Daran konnten bisher weder staatliche Repression durch diverse Polizei-Überfälle auf die Demo, noch "antideutsche" Spaltungsversuche wie 2013/14 etwas ändern. Auch wir als Linksjugend ['solid] Dortmund beteiligen uns deshalb an der Demonstration, trotz ihrer politischen Schwächen, allen voran der Dominanz stalinistisch ausgerichteter Organisationen und Parteien in ihren Reihen.
Karl-Marx-Transpi aus Dortmund |
Mit insgesamt 11 GenossInnen sind wir schon freitags aus Dortmund nach Berlin angereist. Mit dabei: Unser neues Karl-Marx-Stangen-Transpi (siehe Foto rechts)! Das traditionelle LLL-Wochenende besteht dabei nicht nur aus der Demonstration am Sonntag Morgen, sondern auch aus einem breiten Spektrum an politischen Angeboten um den Gedenkmarsch herum, so etwa die von der Tageszeitung "junge Welt" jährlich am Samstag vor der LLL-Demo organisierte "Rosa-Luxemburg-Konferenz" und die "Liebknecht-Luxemburg-Party" am Vorabend der Demo. Während einige GenossInnen sich in Berlin Ausstellungen zur Oktoberrevolution und revolutionärer Kunst anschauten, nahmen andere an der Rosa-Luxemburg-Konferenz teil, von der in diesem Jahr ein eher negatives Fazit gezogen werden muss: Mit dem chinesischen Wirtschaftsprofessor Ding Xiaoqin sprach ein offener Vertreter des chinesischen Regimes, das streikende ArbeiterInnen und SozialistInnen verfolgen und in den Untergrund treiben lässt und einer brutalen kapitalistischen Marktwirtschaft vorsteht, die westliche und einheimische Großkonzerne auf Kosten von hunderten Millionen von verarmten WanderarbeiterInnen und Niedriglöhnern reich macht. Die imperialistische Ausbeutung Afrikas durch chinesische Konzerne wurde dabei als "economic partnership" verharmlost, die negativen Folgen für die lokale Bevölkerung verschwiegen. Später stürmte eine Gruppe iranischer revolutionärer MarxistInnen das Podium, um gegen die unkritische Haltung der "jungen Welt" zum iranischen Regime und die fehlende Unterstützung der aktuellen Massenproteste im Iran durch die jW aufmerksam zu machen. Die Reaktion der Veranstaltungsleiter und der jW bestand daraus, den Protestierenden die Mikrofone abzustellen und sie nach ca. 10 Minuten mit dem Singen der Internationale niederzubrüllen. Eine Schande für eine Tageszeitung, die sich selbst antiimperialistisch und internationalistisch nennt!
Kaum ausgeschlafen, nahmen wir sonntags ab 10:00 Uhr an der LLL-Demonstration teil. Zusammen mit den GenossInnen der ['solid]-Gruppen aus Bochum, Hamburg-Altona und Hamburg-Barmbek und mit weiteren Einzelpersonen bildeten wir am Ende der Demonstration einen kleinen, aber lauten revolutionär-sozialistischen ['solid]-Block mit Transparenten und roten Fahnen. Dass außer unseren Gruppen kaum ['solid]-Mitglieder auf der Demo vertreten waren muss als Armutszeugnis für den Verband bezeichnet werden, dessen Gliederungen das Gedenken an Luxemburg und Liebknecht teilweise offen ablehnen, oder sie als Vertreter eines "freiheitlichen Sozialismus" sozialdemokratisch-liberaler Prägung fehlinterpretieren. Umso lauter und kämpferischer war unser Block (siehe Foto oben)! Erwähnenswert sind außerdem die Polizei-Übergriffe auf den Demonstrationszug am Ende der Frankfurter Allee, die auf die kriminalisierten Symbole der kurdischen Bewegung, darunter Fahnen der PKK und gezeigte Bilder Abdullah Öcalans, abzielten. Durch kleine Scharmützel zwischen zur Verteidigung der kurdischen GenossInnen anrückenden Linken aus anderen Blocks und isolierten Polizeieinheiten blieb diese polizeiliche Provokation zumindest nicht unbeantwortet. Nach dem Ende der Demonstration und dem Ablegen von Nelken an den Grabplatten der Ermordeten machten wir uns Sonntag Nachmittag auf den Weg zurück nach Dortmund - trotz mancher Ärgernisse gestärkt und ermutigt für den weiteren Kampf im Sinne Luxemburgs, Liebknechts und Lenins, den Kampf für eine sozialistische Welt.